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Jette Körner und Rateb Hatahet beim Training im Ring. Jette schlägt ihr ausgestrecktes rechtes Bein in Kopfhöhe gegen die Boxerfaust des Trainers.

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Kämpferin mit Herz

Die Schüler von Jette Körner überlegen sich besser zweimal, ob sie eine freche Antwort geben. Die 33-jährige ist nämlich Deutsche Meisterin im Kickboxen.

Jette Körner, braune lange Haare, lachend, steht im Ring. Sie trägt ein schwarzes Shirt und rote kurze Sport-Shorts.
Ihre Abschlussarbeit hat Jette Körner übers Schulfach »Glück« geschrieben.
Fotos: Mathias Rövenstahl

»Vor mir braucht aber niemand Angst zu haben«, versichert die sympathische Kampfsportlerin vom PSV Rostock. Die Referendarin am Schulcampus Evershagen will nicht mit ihrer Schlagkraft überzeugen, sondern mit einem Unterricht in Französisch und Sport, der die Schüler mitreißt . Ihre Abschlussarbeit hat sie übers Schulfach »Glück« geschrieben. »Ich will, dass die Schüler aus meinem Unterricht etwas mitnehmen und mir vertrauen.« Für sie ist nicht der Lehrplan das Maß aller Dinge, sondern die Mädchen und Jungen, die vor ihr sitzen. Die gebürtige Schwerinerin war immer ein Energiebündel und weiß aus eigener Erfahrung: »Ohne Bewegung geht es dem Geist nicht gut.« Als Kind und Jugendliche war sie Triathletin und Schwimmerin. »Trotzdem war ich auf einem Musikgymnasium, habe Gitarre gespielt.« Nach der Schule hat sie Internationale Beziehungen studiert und als Yoga-Lehrerin gearbeitet.
Im zweiten Anlauf, und mit ihrer kleinen Tochter Eda, ist sie zum Lehramtsstudium nach Rostock gezogen. »Vor vier Jahren habe ich mein Kind beim PSV zum Judo angemeldet. Zufällig gab es parallel einen Kurs im Thaiboxen, da habe ich kurzerhand ein Probetraining gemacht.« Trainer Rateb Hatahet, selbst Weltmeister in Thai- und Kickboxen, hat sofort gesehen: »Sie hat großes Talent und mentale Stärke.« Auch um Jette Körner war’s schnell geschehen: »Ich habe ein Kämpferherz. Ich mag es gerne dynamisch und hatte schon als Kind vor nichts Angst.« Ein Trainer, der die syrische Nationalmannschaft trainiert hat, und eine Sportlerin mit Siegeswillen und Biss: das perfekte Match. Täglich haben die Beiden trainiert. Ein Balanceakt zwischen Studium, Mutterrolle und Leistungssport. »Oft haben wir uns zum Training auf dem Spielplatz getroffen, weil ich meine Tochter dabei hatte.«

Rateb Hatahet war in seiner Heimat Syrien Nationaltrainer für Kick- und Thaiboxen und in beiden Kampfsportarten selbst Weltmeister. Seit 2015 lebt er mit seiner Frau und den vier Kindern in Rostock, arbeitet als festangestellter Trainer beim PSV. Er leitet die Abteilung
Kick-/Thaiboxen und unterrichtet Reha-Wassersport. Fotos: Mathias Rövensthal

Im Blick: die WM in Abu Dhabi

2023 holte die Kampfsportlerin ihren ersten Deutschen-Meister-Titel im Kickboxen, Gewichtsklasse bis 70 Kilo. Im vergangenen Jahr war sie bei der EM in Athen, hat dort den 5. Platz belegt. Das war nicht nur sportlich eine Herausforderung. Ohne PSV- Chef Marko Zülske hätte sie es nicht geschafft, sagt sie. Er hat es beispielsweise möglich gemacht, dass sie zum wichtigen Qualifikationswettkampf nach Usbekistan fliegen konnte. Das nächste Ziel hat Jette Körner schon im Blick: die Weltmeisterschaft in Abu Dhabi im November.

»Sport ist Medizin«

PSV-Geschäftsführer Marko Zülske.

Der PSV Rostock ist der größte Kinder- und Breitensportverein in MV. Warum es hier nicht um Höchstleistungen geht und Kinder mehr toben sollten, erzählt PSV-Geschäftsführer Marko Zülske im Interview.

Herr Zülske, wie sind Sie eigentlich zum PSV gekommen?
»Vor vielen Jahren habe ich mit einem Freund beschlossen: Wir
müssen uns mehr bewegen! Wir haben uns beim PSV für Badminton
angemeldet. Erst war ich Sportler, dann Abteilungsleiter. Vor zehn
Jahren wurde ich Geschäftsführer vom PSV. Badminton spiele ich
übrigens bis heute – es könnte aber mehr sein.«

Bitte beschreiben Sie den PSV in wenigen Sätzen.
»Auch wenn bei uns einige Leistungssportler wie Jette Körner
trainieren, liegt unser Fokus auf dem Breitensport. Wir wollen die Rostocker bewegen – und dabei Gemeinschaft und gesellschaftliches Miteinander fördern. Wir haben 3.580 Mitglieder zwischen 2 und 96 Jahren. Es könnten noch mehr sein: 480 Rostocker, davon 180 Kinder, stehen auf der Warteliste. Wir haben
21 Abteilungen. Kindersport ist die größte mit allein 758 Jungen und Mädchen unter sechs Jahren. Für sie bieten wir Kurse in allen Stadtteilen an. Die junge Zielgruppe liegt uns sehr am Herzen, denn Kinder hocken heute zu viel zu Hause und toben zu wenig. Bei uns lernen sie die Rolle vorwärts, Balancieren, Hüpfen auf einem Bein.«

Und was können Erwachsene bei Ihnen machen?
»Wir haben ein breites Programm, von Aikido über Fußball bis Stuhlgymnastik. Unser Angebot wächst ständig, Herzsport und Prana-Yoga sind neu. Wir wollen viele Menschen ansprechen, denn Sport ist Medizin.«

Woran liegt’s, dass Sie nicht alle Interessenten aufnehmen können? Zu wenige Trainer?
»Nein, wir haben glücklicherweise 180 ehrenamtliche Trainer und Übungsleiter sowie angestellte Trainer. Das Nadelöhr sind die Trainingsstandorte. Wir haben Zeiten in nahezu jeder Rostocker Sporthalle – aber das ist nicht genug. Wir sind froh, dass die Zukunft der Arena in der Tschaikowskistraße gesichert ist und uns der wichtigste Trainingsstandort erhalten bleibt.«

Angebot für WIRO-Mieter

Pilates, Ringen, Bauch-Beine-Po, Rückenschule – um nur ein paar Kursangebote des PSV zu nennen. Die Gruppen trainieren überall in der Stadt, auch bei der WIRO im Damerower Weg, im Bertha-von-Suttner-Ring oder in Gehlsdorf. Die WIRO ist Partner vom PSV. Darum sparen Mieter die Anmeldegebühr (bitte Mietvertrag als Nachweis mitbringen).

www.psv-rostock.de

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