Man muss nur die Sonne beobachten: Ihr Morgenlicht ist warm und weich. Um die Mittagszeit strahlt sie hell und fast bläulich – da sehen wir besonders klar. Zum Abend hin nimmt der Orangeanteil wieder zu, es wird schummrig und gemütlich. Licht ist nicht gleich Licht. »Zum Lesen brauchen wir anderes Licht als zum Schminken oder Gemüseschnibbeln «, sagt Dana Bandau. Die Architektin und Lichtplanerin aus Rostock berät nicht nur private Kunden, sie hat schon Lichtkonzepte für Museen, Schulen und andere öffentliche Gebäude entworfen. Auch Inneneinrichtung und Beleuchtung der Tagespflege der WIRO-Tochter PIR in Reutershagen basieren auf ihren Ideen.
Dana Bandau zeigt auf das lange Regal in der Mitte ihres Gemeinschaftsbüros in der August-Bebel-Straße, das sie sich mit Lichtplaner Andreas Löper teilt. Dicke Kataloge und edle Bildbände stapeln sich. »Und das sind nur ausgewählte Hersteller!« Der Beleuchtungsmarkt ist explodiert, seitdem die LED auf dem Vormarsch ist. Die winzigen Bauteile lassen sich in allen Formen und Materialien integrieren. Einige sind übers Smartphone steuerbar, verändern Farbe und Helligkeit. Längst gibt es Stehlampen ohne Kabel, deren Akku tagelang hält.
»Es gibt nichts, was es nicht gibt.«
Bei so viel Auswahl ist guter Rat teuer. Also, wie beleuchten Mieter ihre vier Wände, damit sie in jeder Lebenslage gut sehen und sich wohl fühlen? Erster Tipp der Expertin: »Bevor Sie Leuchten auswählen, überlegen Sie sich in Ruhe, wo und wofür Sie Licht brauchen.« Beim konzentrierten Arbeiten ist kaltweißes, direktes Licht richtig. Warmes und indirektes Licht schafft eine gemütliche Atmosphäre. Spots setzen Details in Szene. Auch das Lebensalter spielt eine Rolle. Je älter wir werden, desto mehr Licht brauchen wir, um gut zu sehen. Hier ein paar Tipps für jeden Raum:
Wohnzimmer: Dana Bandau rät zu mindestens vier Lichtquellen. Für eine gleichmäßige Grundbeleuchtung sorgt die Deckenlampe, für die wohnliche Atmosphäre indirektes Licht von Wandleuchten oder Spots. Ihr Licht wird so ausgerichtet, dass es Lieblingsstücke inszeniert, Urlaubsmitbringsel, ein Bild an der Wand oder eine schicke Tapete. Auch LED-Streifen in Fugen, Vitrinen oder hinter Möbeln wirken heimelig. Direktes, helles Licht ist gut, wenn das Auge arbeiten muss, also am Lesesessel. Tipp für den TV: Weil der starke Kontrast zwischen dem hellen Bildschirm und der dunklen Umgebung die Augen anstrengt, sorgt eine kleine Stehleuchte neben dem Fernseher für einen sanften Übergang.
Küche: Am Herd bereiten wir Essen zu. Am Tisch kommen wir abends gemütlich zusammen, tagsüber erledigen die Kinder hier vielleicht ihre Hausaufgaben. Licht hilft bei der Aufteilung in unterschiedliche Zonen. Die Arbeitsfläche sollte am besten ausgeleuchtet werden, mit Licht von oben und beiden Seiten. Im Essbereich ist eine Pendelleuchte auf einer Höhe von circa 70 Zentimetern über dem Tisch eine gute Wahl. Sie beleuchtet den Tisch, scheint den Sitzenden aber nicht in die Augen.
Flur: Ein Flur ist selten spektakulär. Eine gute Beleuchtung kann einiges rausholen. Eine Spotleiste anstelle von einer Deckenlampe leuchtet den fensterlosen Eingangsbereich aus und kann gleichzeitig den Blick auf einen besonderen Einrichtungsgegenstand oder ein Bild lenken. Auch mit einer ausgefallenen Objektleuchte sorgt man für einen guten ersten Eindruck.
Bad: Schlechte Beleuchtung kann am misslungenen Make-up schuld sein. Entscheidend ist helles Licht neben dem Spiegel. Licht von oben wirft Schlagschatten. Warmes Licht für gemütliche Wellnessstunden, von LED-Stripes oder Wandleuchten, darf auch nicht fehlen.
Schreibtisch: Am Arbeitsplatz ist warmes Licht kontraproduktiv – denn es regt die Produktion des Schlafhormons Melatonin an und lässt uns müde werden. Neutralweiße Lampen mit mindestens 4.000 Kelvin lassen uns konzentriert arbeiten.
LED im Porträt
LEDs sind der Stand der Technik, sie haben sich gegen Glühbirnen, Halogen- und Energiesparlampen durchgesetzt. Aus guten Gründen: Sie halten ewig, sparen viel Strom, und es gibt sie in allen Lichtfarben und Formen. In jeder LED befindet sich ein kleiner Halbleiterkristall, der durch Strom zum Leuchten angeregt wird. Das ist auch die Erklärung für den vollen Namen von LED: Licht imittierende Diode. Dabei geht, und das ist der größte Vorteil, kaum Energie verloren. Ganz anders bei herkömmlichen Glühbirnen. Hier wird ein Metallfaden zum Leuchten gebracht. Dabei werden gerade mal 5 bis 10 Prozent der Energie in Licht umgewandelt, der allergrößte Teil geht als Wärme verloren.
Früher mussten wir uns nur für die Wattzahl und eine Fassung entscheiden. Das ist heute etwas komplexer. Hier ein Leitfaden:
Helligkeit:
Was früher Watt waren, sind heute Lumen. Je höher der Lumenwert, desto heller leuchtet die Lampe. Zur groben Orientierung: Wer eine alte 60-Watt-Glühbirne ersetzen möchte, sollte eine LED mit circa 760 Lumen wählen. Die Wattzahl steht zwar noch auf der Packung, hat aber nur wenig Aussagekraft.
Farbwiedergabe:
ist das wichtigste Kriterium für eine hohe Lichtqualität. Hinter der Abkürzung Ra oder CRI stehen Werte zwischen 1 und 100, sie geben an, wie naturgetreu Farben wiedergegeben werden. 100 entspricht dem natürlichen Tageslicht. Ein hoher Ra-Wert von über 90 ist nützlich vorm Kleiderschrank oder vor dem Schminkspiegel. Der Wert sollte nicht unter 80 liegen.
Farbtemperatur:
wird in Kelvin angegeben, reicht von 1.500 bis 8.000 Kelvin. Je höher der Wert, desto kühler das Licht. Warmes Licht um 1.500 Kelvin sorgt für Gemütlichkeit, während kaltweißes Licht ab 5.300 Kelvin uns wachhält. Wer sich nicht entscheiden kann: Bei zahlreichen LED-Lampen lassen sich die Farben stufenlos regulieren.