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Kurator Ullrich Klein, Vollbart, braune Haare und Brille, hält einen Topf aus Flugzeugaluminium in den Händen.

Wissenswertes

Rostock 1945: Zwölf Monate zwischen Krieg und Neuanfang

Chaos. Wohnungsnot. Typhus. Hunger. Vor 80 Jahren lag Rostock am Boden. Das Kulturhistorische Museum zeigt ab 13. April die Ausstellung »Rostock 1945«.

Historische Stadtansicht von Rostock 1945 nach dem Krieg.
Zwei Drittel des Wohnraums von Rostock waren 1945 zerstört. Foto: Kulturhistorisches Museum Rostock.

Die letzten Kriegstage, der 8. Mai, riesige Berge voller Schutt – das ist Weltgeschichte. »Das Ende des Zweiten Weltkriegs wird zum Jahrestag wieder auf allen Kanälen präsent sein«, sagt Ullrich Klein. Aber wie sah es eigentlich hier aus, in Rostock, vor unserer Haustür? Der Historiker vom Kulturhistorischen Museum hat Archivmaterial
durchforstet, unter anderem Totenbücher des ganzen Jahres ausgewertet, mit Rostockern gesprochen, die sich noch erinnern können. Was der Kurator ans Tageslicht gebracht hat, ist bis zum 24. August in einer Ausstellung zu sehen.

Extrem

»1945 war ein Jahr der Extreme, der Brüche.« Im Januar bauen die Heinkelwerke noch Flugzeuge, im Spätsommer wird in Marienehe demontiert, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Rostocker haben aus dem Flugzeugaluminium Töpfe und Öfen gebaut, aus Uniformen neue Kleider genäht.
Die Not war an allen Ecken riesig. Zwei Drittel des Wohnraums waren zerstört – und der Flüchtlingsstrom ließ nicht nach. Mehrere Familien mussten sich Zimmer teilen, in Schulen und Baracken wurden provisorische Unterkünfte
eingerichtet. Dazu kamen Seuchen wie Typhus und ein Hungerwinter.

Auf der Suche nach Zeitzeugen

»Es gibt leider nur wenige Fotos aus der Zeit, dafür viele öffentliche Bekanntmachungen«, Anordnungen zu Ernteeinsätzen und zum Stromsparen, Aufrufe zur Typhusimpfung. Ullrich Klein hat Zeitzeugen gefunden und ausführliche Interviews geführt, die in der Ausstellung zu hören sind. »Unsere Gesprächspartner waren damals
Kinder, aus dieser Sicht sind auch die Erinnerungen geprägt.« Die Rostocker erzählen Familiengeschichten, vom Alltag mit Hunger, Not und Gewalt. »Teilweise mussten wir die Interviews mit Trigger-Warnungen kennzeichnen.«
Für die jüngere Stadtgeschichte sind Zeitzeugenberichte ein großer
Schatz, sagt der Museumsmitarbeiter. »Wir wären froh, wenn sich noch mehr Menschen bei uns melden, die etwas zu erzählen haben.« Auch Rostock-Fotos der Zeit aus privaten Fotoalben
sind willkommen.

Anordnung für die Rostocker Bevölkerung von 1945.
Eine für die Zeit typische Anordnung für die Rostocker Bevölkerung. Foto: Kulturhistorisches Museum. Titelfoto: DOMUSIMAGES

»Rostock 1945 – Zwölf Monate zwischen
Krieg und Neuanfang«

April bis 24. August
mit Vorträgen und Führungen

Termine und Infos unter:

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Grafik - empfangene E-Mail, Hand hält ein Mobiltelefon mit einem Icon, dass eingegangene E-Mails anzeigt

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