Wenn Marcel Knaak gefragt wird, was er so macht, muss der 27-Jährige ausholen. Als Brandmeister arbeitet er auf der Feuerwache 1. Er löscht Wohnungsbrände, pumpt vollgelaufene Keller aus, hilft bei Verkehrsunfällen. Zwischen seinen 24-Stunden-Diensten arbeitet er als Fotograf und Videofilmer. Und nebenbei hat er noch den Verein »Rostock Müllfrei« aufgebaut. Einmal im Monat organisiert der Rostocker Müllsammelaktionen in Rostock.
Das kam so: »Während Corona war ich oft in der Natur unterwegs. Mir ist aufgefallen, wie viel Müll herumliegt.« Zum nächsten Spaziergang hat er einen Müllbeutel mitgenommen – und der war nach einer halben Stunde voll. »Da hatte ich die Idee, zu einer größeren Aktion aufzurufen.« Erster Einsatzort: die Wallanlagen. Die Schmuddelecken dort waren dem sportlichen Rostocker schon lange ein Dorn im Auge. Über Instagram hat er im April 2021 Mitstreiter gesucht, Plakate in der City aufgehängt. Die Stadt hat Müllbeutel spendiert und Container aufgestellt. Mehr als 40 Helfer kamen zum Termin. Auch wenn er es so nicht geplant hatte, wurde aus der fixen Idee schnell ein Ritual. Seit 2022 trommelt Marcel Knaak an einem Sonntag im Monat – außer August und Dezember – Rostocker zusammen. »Wir waren schon in allen Stadtteilen.« Von Toitenwinkel bis Warnemünde. »Entweder bekommen wir Tipps von Rostockern oder mir fallen Dreckecken ins Auge, wenn ich unterwegs bin.« Bei einer Sammelaktion im Stadthafen haben Taucher aus der Warnow Einkaufswagen und Skateboards geborgen. Im Februar haben die Freiwilligen die Spülfelder am Schnatermann vom Unrat befreit – und fast 1.000 Kilo Plastik und Industriemüll zusammengetragen. Wie viele Mitstreiter zu den Aktionen kommen, ist immer eine Überraschung. Manchmal sind es mehr als 100. »Oft kommen Leute aus dem Quartier, die es vor ihrer Haustür schön haben wollen.«
»Rostock Müllfrei« ist so groß geworden, dass der vielbeschäftige Rostocker unterdessen einen Verein gegründet hat, mit aktuell 15 Mitstreitern. »Buchhaltung, Spendenvereinbarungen, Öffentlichkeitsarbeit, das schaffe ich nicht allein.« Auch Familie und Freunde sind dabei: Marcel Knaaks Schwiegereltern hängen Plakate auf, seine Eltern halten die Ausrüstung in Schuss. Mithilfe von Spenden, auch von der WIRO, wurden Greifer, Warnwesten, Handwagen und Eimer angeschafft. Marcel Knaak brennt für sein »Baby«. Aber am liebsten wäre ihm, wenn seine Aktionen eines Tages unnötig wären – weil die Menschen ihre Kippen nicht wegschnipsen und ihre leeren Flaschen nicht im nächsten Busch entsorgen.
»Rostock Müllfrei« – die nächsten Termine
15. Juni, 10 Uhr: Südstadt, Treffpunkt: Parkplatz Pütterweg bei Kaufland
20. Juli, 10 Uhr: Warnemünde, Treffpunkt: Promenade vor dem Hotel Neptun