Bezirkshauptstadt Rostock? Dazu fällt den jüngeren Rostockern wahrscheinlich nicht viel ein, den älteren dafür umso mehr. Vielleicht: Neubauwohnung. Teepott in Warnemünde. Arbeiterfestspiele. Rat der Stadt. Haus der Pioniere. Europapokalsieg vom HC Empor. Um das Kapitel der Stadt zwischen 1945 und 1989 dreht sich die neue Ausstellung im Kulturhistorischen Museum.
Auch wenn 40 Jahre in der DDR für das acht Jahrhunderte alte Rostock nur ein Wimpernschlag waren: Sie haben die Stadt geprägt wie kaum eine andere Zeit. Ob die Südstadt oder Lütten Klein, von Neptunwerft bis Neptunhotel,
Stadtautobahn und Lange Straße – all das gäb’s ohne die Jahre als Bezirkshauptstadt wohl nicht. Nun widmet sich das Kulturhistorische Museum der jüngeren Geschichte der Stadt.
Als eine von 14 Bezirkshauptstädten hatte Rostock in der Deutschen
Demokratischen Republik einen Sonderstatus, erklärt Museumsleiter und Kurator Dr. Steffen Stuth (Titelfoto). »Hafenstadt, Sportstadt, Werftstadt, Universitätsstadt, Ferienstadt. Mit diesen Begriffen wurde Rostock überformt – und die hinterfragen wir in unserer Ausstellung.« Sie widmet sich dem florierenden Schiffbau und dem Hafen. Fans vom FC Hansa und dem HC Empor können sich freuen. Auch die Stasi ist ein Thema. So wird das Abhörtelefon aus dem Fünfgiebelhaus zu sehen sein.


Der Städtebau nimmt einen großen Teil ein. Die DDR ließ Wohnraum für Zehntausende errichten. »Die Planer in Rostock als ›Tor der DDR zur Welt‹ hatten mehr Möglichkeiten.« Darum hat die Lange Straße ihr unverwechselbares Gesicht bekommen, anders als die Magistralen in Berlin oder Dresden. Extra für Rostocks neue Stadtteile wurde die Wohnungsbaureihe WBS 70 weiterentwickelt. Die Architekten durften sich ausleben, mit prächtigen Reliefs an den Fassaden, Maisonettewohnungen in Schmarl oder dem exklusiven Fünfgiebelhaus. Übrigens: Heute gehört der größte Teil dieser Häuser zum WIRO-Bestand.
40 prägende Jahre. Bezirkshauptstadt Rostock. Bis 4. Januar 2026 im
Kulturhistorischen Museum