
und das Jugendsinfonieorchester.
Am Konservatorium haben schon Zehntausende Mädchen und Jungen klein angefangen, auf dem Klavier, der Geige oder Posaune. Die Besten spielen später im Rostocker Jugendsinfonieorchester – und haben im Bundeswettbewerb gerade den dritten Platz belegt.
Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Kein Mucks, kein famoser und auch kein schiefer Ton, dringt aus den Übungsräumen auf den breiten Flur. Direktor Johannes Lang hat das Konservatorium fast für sich allein. Es ist der letzte Ferientag, am Montag startet die Rostocker Musikschule ins neue Schuljahr. 2.000 Schüler und 50 Lehrkräfte bringen dann wieder Musik in das Haus am Rosengarten. Johannes Lang, 39 Jahre alt, ist in Teterow aufgewachsen. »Ich wollte schon im Kindergarten unbedingt Gitarre lernen.« Ab der ersten Klasse nahm er Unterricht an der Kreismusikschule. »Ich war so Feuer und Flamme, dass ich als Jugendlicher nach der Schule oft bis spät abends geübt habe.« Nach der Ausbildung zum Gitarrenbauer in Klingenthal hat er Ensembleleitung und Konzertgitarre in Bremen und Würzburg studiert, es auf drei Studienabschlüsse gebracht. Er leitete die Musikschule in Schwabach und das Bayrische Landesjugendzupforchester. Seit drei Jahren ist er Direktor vom Rostocker Konservatorium. »Ich habe mich beworben, weil die Leitung eines so großen Hauses eine Herausforderung ist.«
Die Musik ist nur eines von vielen Themen. Da wären noch: Personalgespräche und Einsatzpläne, die vielen Konzerte und Vorspiele übers Jahr, die neue App fürs Konservatorium – und: das liebe Geld. Johannes Lang muss jeden Euro dreimal umdrehen. Und irgendwo fehlt er immer. Mit viel Enthusiasmus versucht sein Team trotzdem, die mannigfaltigen Angebote weiter möglich zu machen: von der elementaren Musikpädagogik für Babys über den Einzelunterricht für 26 Instrumente bis hin zu den vielen Ensembles – mehr als 1.000 Unterrichtsstunden sind es pro Woche.

im Volkstheater.
Musik berührt, sie verbindet und versöhnt
Und sie kann beflügeln, sogar Wunder bewirken. Vor wenigen Wochen hat das Rostocker Jugendsinfonieorchester (JSO), unter der Leitung von Johannes Lang, im bundesweiten Orchesterwettbewerb in Mainz den dritten Platz belegt. »Damit hätten wir nie gerechnet. Andere Jugendsinfonieorchester haben ganz andere Möglichkeiten und Ressourcen als wir.« Nicht dass es keine großen Talente in Rostock gäbe. Im JSO musizieren 55 Mädchen und Jungen
zwischen 12 und 20 Jahren. Es war einer dieser Momente, sagt Johannes Lang, in denen einfach alles passt. Keiner hat gepatzt, alles lief wie am Schnürchen. Die Freude der jungen Musiker über die Auszeichnung war überwältigend,
einer der schönsten Momente in seinem Leben. Die Stunden und der Aufwand von Schülern und Lehrkräften, die bis
dahin nötig waren, sind unzählbar, sagt der Direktor. Bis hin zum aufwändigen Instrumententransport, und der Reiseorganisation für mehr als 50 junge Musiker. »Ohne Unterstützer, darunter die WIRO, hätten wir das nie hinbekommen.« Es geht Johannes Lang nicht nur um die großen Talente. Ein Herzensprojekt ist »Jedem Kind ein Instrument«, welches das Konservatorium an der Grundschule in Toitenwinkel begleitet. Ab der ersten Klasse bekommen die Kinder Gesangsunterricht, später Instrumentalunterricht in kleinen Gruppen. »Wir sind ein Gegengewicht in dieser schnelllebigen Zeit. Ein Instrument zu lernen, braucht Zeit und formt den Charakter.« Er sagt: »In eine starke Gesellschaft gehört eine starke Musikschule.«
Made in Rostock
Beim Orchesterwettbewerb in Mainz haben die Rostocker Edvard Grieg zum Besten gegeben – und die Jury mit der Uraufführung von »The Legend of Rassmus the Rabbit« beeindruckt. Das Werk erzählt das Märchen vom Hasen Rassmus, der gegen das Böse kämpft und dabei die Welt entdeckt. Es stammt von Paul Beu, seit acht Jahren Schlagzeuglehrer am Konservatorium.
Seine Schülerinnen und Schüler lieben Paul Beu. Er ist Musikpädagoge mit Leib und Seele. »Schon während meines Studiums war mein Ziel immer klar: Ich wollte unterrichten und weitergeben, was ich von meinen Lehrern mitbekommen habe.« Seine zweite Leidenschaft ist das Komponieren und Arrangieren.

Konservatorium Rostock

1941 Eröffnung am Schillerplatz 2
1946 Wiedereröffnung nach dem Krieg als Hochschule für Musik und Theater
1963 Umwandlung in Bezirksmusikschule
1967 Gründung des Jugendsinfonieorchesters (JSO)
1978 Integration der Außenstelle der Musikhochschule »Hanns Eisler« Berlin ins Konservatorium
1990 Überführung in städtische Trägerschaft
2012 Umzug in die sanierte, ehemalige Große Stadtschule in der Wallstraße
Konservatorium | Wallstraße 1