Stephan Döhler ist vorbereitet. Der Inhaber des Rewe-Marktes im Hansaviertel hat so viele haltbare Lebensmittel zu Hause, dass er zwei Wochen über die Runden kommt: Nudeln und Dosenravioli, Nüsse, H-Milch und Butterkekse, Pumpernickel und Trockenfrüchte. Er hat einen kleinen Campingkocher und stets genügend Reservebatterien im Haus. Stephan Döhler ist kein Schwurbler. Er ist nicht mal Pessimist. Trotzdem will der Rostocker gewappnet sein, falls es doch mal richtig schlimm wird. Der Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerks (THW) Rostock hat in seinem Kopf schon viele Katastrophen und Krisenszenarien durchgespielt. »Ein
Angriffskrieg ist leider nicht so unwahrscheinlich. Und die nächste Pandemie wird kommen.«

Jeder ist auch für sich selbst verantwortlich
Naturkatastrophen sind in MV nicht sehr realistisch. Ein Blackout dagegen schon, ausgelöst durch einen Hackerangriff, Starkregen oder einen schweren Sturm. Was es bedeutet, wenn der Strom weg ist: Herd, Licht und Heizung bleiben aus, Geldautomaten und Supermärkte sind tot. Aufzüge, nicht mal die Klospülung oder die Ampel würden noch funktionieren. Als Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes bereitet sich das THW auf solche Szenarien vor. Die 120 Ehrenamtler im Rostocker Ortsverband üben regelmäßig für den Ernstfall: »Damit wir bei der Versorgung der Bevölkerung unterstützen können, bei Evakuierungen und Rettungen oder bei der Sicherung von einsturzgefährdeten Gebäuden. Wir können Notunterkünfte errichten und die Kommunikation ohne Strom aufrechterhalten.« Gerade hat der Ortsverband einen Konvektomaten für die Großküche angeschafft, in dem die Helfer schnell viele Mahlzeiten zubereiten können. Die WIRO hat den Kauf mit einer Spende unterstützt. Jeder ist auch für sich selbst verantwortlich, sagt Stephan Döhler. »Je mehr Menschen vorsorgen und ein paar Tage überbrücken können, umso besser kommen wir als Gesellschaft durch eine Krise.« So sieht es auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). In der 65-seitigen Broschüre „Katastrophenalarm“«“ erklärt es, wie ein Notvorrat aussehen sollte. Ein Auszug aus den Empfehlungen: pro Person dreieinhalb Kilo Getreide, Kartoffeln, Nudeln und Reis, vier Kilo Gemüsekonserven und Hülsenfrüchte, zweieinhalb Kilo Obst und Nüsse.
Es kommt eine Menge zusammen, wenn man eine Nahrungsreserve für eine vierköpfige Familie anlegen möchte. Nicht zu vergessen die zwei Liter Wasser pro Person und Tag, zum Trinken, Waschen und Kochen. Macht für zehn Tage 80 Liter. Wer hat schon einen Vorratsraum, in dem er all die Flaschen und Konserven unterbringen kann?
Stephan Döhler rät zu einem »lebenden Vorrat«. Neue Produkte wandern nach hinten ins Regal, die Lebensmittel mit kurzem Ablaufdatum stehen vorne und werden verbraucht. »Das sind ja meist Dinge, die man auch im normalen Alltag isst. Man kauft eben bloß etwas mehr.« Die Broschüre »Katastrophenalarm« kann man hier bestellen:
Gut informiert und vorbereitet
Die Warnapp NINA warnt deutschlandweit vor Gefahren wie Unwetter, Hochwasser oder einem
Großbrand. Auch Warnmeldungen der Polizei werden verbreitet. Die App können Sie hier herunterladen.
Buchtipp: Das BBK hat ein Kochbuch mit Rezepten herausgegeben, die ohne Strom funktionieren,
teilweise sogar ohne Wasser: »Kochen ohne Strom. Das Notfallkochbuch. Die 50 besten Rezepte für Alltag, Camping und Notfall« ISBN 978-3-8094-4515-9
Seinen persönlichen Vorratsbedarf kann man hier berechnen:
Gut zu wissen
Diese Lebensmittelvorräte für zehn Tage empfiehlt das BBK pro Person:
· 2 l Getränke pro Tag
· 3,5 kg Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln, Reis, Nudeln
· 4 kg Gemüse und Hülsenfrüchte
· 2,5 kg Obst und Nüsse
· 2,6 kg Milch & Milchprodukte
· 1,5 kg Fisch, Fleisch, Eier bzw. Volleipulver
· 350 g Fette, Öle
· Sonstiges nach Geschmack, z.B.: Zucker, Honig, Marmelade, Fertiggerichte, Kekse
Auch daran sollten Sie denken:
Hausapotheke: Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte immer eine Reserve haben. Ansonsten: Verbandskasten, Schmerz- und Fiebersenker, Mittel gegen Durchfall und Erbrechen, Desinfektionsmittel, Elektrolyte
Hygiene: Mangelnde Hygiene macht krank, gerade in Katastrophenfällen ist sie wichtig, darum: genügend Seife, Zahnpasta, Klopapier, Feuchttücher und Müllbeutel parat haben.
Licht & Wärme: Kerzen, Feuerzeug, Streichhölzer, Taschenlampe, Reservebatterien, eine aufgeladene Powerbank für PC und Handy. Mit Campingkocher oder Tischgrill lassen sich auch ohne Strom Mahlzeiten zubereiten.
Dokumente: Falls man überstürzt die Wohnung verlassen muss, sollten alle wichtigen Dokumente griffbereit liegen: Pässe, Familienurkunden, Sparbücher und Wertpapiernachweise, Zeugnisse, wichtige Verträge, Grundbuchauszüge.
Kommunikation: Über ein Radio, mit Batteriebetrieb oder Kurbel, bleibt man über neue
Ereignisse informiert, wenn Handy & Co keinen Strom mehr haben.
Haustiere: Nicht vergessen, auch Hund oder Katze müssen versorgt sein. Darum lieber ein paar Futterdosen mehr hinstellen.