WIRO_aktuell_Januar_2025

Doktor Ronald Siems (li.) und Professor Sebastian Hinz FOTO: DOMUSIMAGES gewollt? Die Sache liegt klar, wenn der Verstorbene seinen Willen fixiert hat, in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung. »Leider gibt es ein schriftliches Einverständnis bei den wenigsten.« Bei allen anderen müssen die Angehörigen entscheiden, wie der Verstorbene es gewünscht hätte. Meistens ist es nur so, sagt Ronald Siems, dass sie nicht wissen, wie der Verblichene dazu stand – weil das Thema in der Familie nie besprochen wurde. »Wie groß die Last der Entscheidung am Ende für die Angehörigen ist, habe ich oft erlebt.« Professor Sebastian Hinz ist der Leiter des Rostocker Transplantationszentrums. Er setzt seinen Patienten nicht nur Leber, Niere und Bauspeicheldrüse von Spendern ein, sondern ist auch qualifiziert für die Explantation, also die Entnahme von Organen. Nur 44 chirurgische Kliniken in Deutschland dürfen Transplantationen durchführen. Die Rostocker Unimedizin ist in MV die einzige. Der Status stand im vergangenen Jahr auf der Kippe, weil Rostock die vorgeschriebene Fallzahl von 20 Lebertransplantationen verfehlt hat. »Wir sind ein Flächenland und nicht mit bevölkerungsreichen Bundesländern vergleichbar. Aber es wäre für unsere Patienten verheerend, wenn sie nur noch in Berlin oder Lübeck versorgt werden könnten.« Hinz ist erleichtert, dass eine Schließung vorerst vom Tisch ist. 200 Männer, Frauen und Kinder aus MV brauchen ein neues Organ, um weiterleben zu können. Ob sie ein Herz, eine Lunge oder Leber bekommen, steht in den Sternen. Denn die Warteliste der Empfänger ist lang. Das ist die eine Seite der Geschichte, hier die andere: eden Tag sterben Menschen. Bei Unfällen, sie erliegen Hirnblutungen oder Schlaganfällen. Ihre Organe, Leber, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Lunge, könnten Schwerkranken das Leben retten. In Umfragen sagen acht von zehn Menschen, dass sie dem Thema Organspende positiv gegenüberstehen. Trotzdem kommt es am Ende nur selten dazu. »Die Organspendenbereitschaft der Menschen in Deutschland ist im Europavergleich sehr niedrig«, sagt Doktor Ronald Siems, Transplantationsbeauftragter der Universitätsmedizin Rostock. Der Ablauf einer Organspende ist komplex, um sicherzustellen, dass es bei der Verteilung gerecht und neutral zugeht. Siems ist einer von vielen Beteiligten, und er hat den wohl heikelsten Part. Wenn ein Mensch für hirntot erklärt wird, muss der Oberarzt gemeinsam mit den Hinterbliebenen eine Antwort auf die Frage finden: Steht der Verstorbene, der vielleicht vor wenigen Stunden noch mitten im Leben stand und dessen Tod sie gerade betrauern, für eine Organspende zur Verfügung? Hätte er sie Entscheidung Die WIRO kompakt 8

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