www.organspende-register.de Für eine Organspende kommen nur Patienten infrage, deren Gehirn unumkehrbar vor allen anderen Organen versagt. Das ist gerade mal bei ein bis zwei Prozent der Sterbefälle im Krankenhaus der Fall. Bis zu sieben Menschen können dank der Organe eines toten Spenders überleben. Sind alle Organe gesund, können die Transplantationsmediziner Herz, Leber, beide Nieren, die Lunge, Bauchspeicheldrüse und den Dünndarm verpflanzen. Bestimmte Infektionen oder akute Krebserkrankungen schließen eine Organspende aus. Eine Untersuchung zu Lebzeiten ist nicht nötig, es zählt der Zustand kurz vor der Entnahme. Im Todesfall können nicht nur Organe, sondern auch Gewebe gespendet werden: Haut, Hornhaut der Augen, Herzklappen, Teile der Blutgefäße, des Knochen- und Knorpelgewebe, Sehnen. Zahlen & Fakten 81 Organe wurden 2023 in MV entnommen, von 26 Organspendern. Das waren vor allem Nieren, gefolgt von Leber, Herz, Lunge und Bauchspeicheldrüse. 953 postmortale Organspender hat die DSO 2024 verzeichnet. Ihnen wurden 2.854 Organe entnommen. MV ist bei den Organspenden weit vorn: 2023 gab es im Bundesland 17,8 Spender auf eine Million Einwohner, im Bundesschnitt sind es nur 11,4. Aber: In Spanien sind es 46,3. Ab dem 16. Lebensjahr darf man sich für oder gegen eine Organspende entscheiden. gibt es in vielen Arztpraxen, Apotheken oder bei Krankenkassen. Im digitalen Organspende-Register kann man seine Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende online eintragen. Der Eintrag kann jederzeit geändert oder gelöscht werden. Organspendeausweise Gut zu wissen Ein fiktives Fallbeispiel: Ein Rostocker, männlich und 60 Jahre alt, liegt nach einer Hirnblutung auf der Intensivstation. Er wird beatmet, die Pupillen reagieren nicht mehr auf Licht, der Schluckreflex ist ausgefallen. Ein Neurologe und ein Intensivmediziner kommen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis: Der Hirntod ist eingetreten. Der Transplantationsbeauftragte Siems wird ins Boot geholt. In diesem Fall geht es fix, der Patient hatte einen Organspendeausweis bei sich und die Angehörigen stimmen zu. Ronald Siems meldet einen möglichen Organspender in Rostock an die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). Ein Koordinator der Stiftung kommt in die Schillingallee und übernimmt alles weitere. Er kontrolliert, ob Abläufe eingehalten wurden, veranlasst die nötigen Untersuchungen des Spenders und seiner Organe – und meldet am Ende an Eurotransplant, welche Organe zur Verfügung stehen. Der Verbund acht europäischer Staaten organisiert deren Zuteilung. In einer digitalen Datenbank sind alle Patienten verzeichnet, die auf ein Spenderorgan warten. Es wird abgeglichen: Wer passt am besten? Das Alter spielt keine große Rolle, nur die Funktionsfähigkeit des Organs. Neben Blutwerten und Dringlichkeit ist auch die Entfernung relevant, denn entnommene Organe überstehen nur wenige Stunden unbeschadet. Sagen wir, ein Patient in Hannover soll das Herz des verstorbenen Rostockers bekommen. Seine Klinik bereitet die Transplantation vor, während das Organ in Rostock entnommen wird. Weil es ums Herz geht, ist die Sache noch komplizierter. »Herz und Lunge werden immer von Ärzten aus dem Transplantationszentrum des Empfängers entnommen und auf schnellstem Weg zum Patienten geflogen«, sagt Sebastian Hinz. 8.260 Patienten warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Etwa 700 Menschen auf der Warteliste sind im vergangenen Jahr gestorben. Demgegenüber: Nur 15 Prozent der Deutschen haben einen Organspendeausweis. Das kann ganz schön frustrierend sein für Ärzte, die Leben retten wollen. Die aufgeschobene Bundestagsentscheidung über die Widerspruchslösung könnte etwas ändern. Sie soll per Gesetz festlegen, dass alle Bürger automatisch zu Organspendern werden – wenn sie oder nahestehende Angehörige nicht ausdrücklich widersprechen. So ist es in vielen anderen Ländern. Immerhin gibt es seit März 2024 ein digitales Organspenderegister. Aber: Nicht mal 200.000 Bürgerinnen und Bürger, das sind etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung, haben ihren Willen hier bekundet. Doch warum erklären sich so wenige Menschen bereit, nach ihrem Tod Organe zu spenden? »Der Tod hat in unserer Gesellschaft wenig Platz und die Menschen setzen sich zu Lebzeiten nur ungern mit der eigenen Sterblichkeit auseinander«, sagt Ronald Siems. Er legt jedem ans Herz, rechtzeitig eine Entscheidung zu treffen. Egal wie sie ausfällt – damit wäre vielen Menschen geholfen. WIRO kompakt 9
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