WIRO_aktuell_April_2025

weiß auch, was abseits des Platzes im Leben seiner Sportler los ist. Persönliche Sorgen haben Einfluss auf die Leistung. »Das muss ich einordnen können, ich habe immer das große Ganze im Blick.« Überhaupt arbeitet Birger Voigt nicht nach Lehrbuchmethoden. »Ich bin Wissenschaftler und so gehe ich auch ans Training heran.« Belastungs- und Regenerationszyklen, Energiestoffwechsel der Zelle – alles betrachtet er biochemisch. Er erklärt's am Beispiel von der 400-Meter-Sprinterin Johanna Martin. Die 19-Jährige läuft im Training so gut wie nie die ganze Distanz. Der Grund: Leichtathletik ist ein Schnellkraftsport, dabei verbrennen die Muskeln extrem viel Energie. Weil der Speicher nach wenigen Sekunden leer ist und der Körper nur begrenzt nachproduzieren kann, gerät er in Stress. »Wenn ich diese Überforderung ständig abverlange, ist der Körper zu den WettkampfHöhepunkten erschöpft.« Das heißt aber nicht, dass seine Schützlinge nicht diszipliniert trainieren. Seine Erfahrung sagt: Am Ende sind ungefähr 30 Prozent Talent. Die anderen 70 sind Fleiß, Enthusiasmus, das richtige Training. Die unzähligen Stunden, die Birger Voigt in sein Ehrenamt steckt, werden nicht bezahlt. »Das ist mein Hobby, ich mache das aus Liebe zur Leichtathletik. Und weil ich motivierte Sportler gerne unterstütze.« Wenn er ausnahmsweise noch etwas Zeit übrig hat, macht Birger Voigt selber Sport: Er geht auf der Ostsee Kitesurfen oder Fallschirmspringen. niert Birger Voigt zwölf Athleten, neben Sieben- und Zehnkämpfern auch Sprinter, Hürdenläufer, Stabhochspringer, Diskuswerfer. Die meisten haben mittlerweile einen Deutscher-Meister- Titel in ihrer Disziplin. Sprinterin Johanna Martin hat im vergangenen Jahr sogar den 45 Jahre alten deutschen U20-Rekord über 400 Meter in der Halle gebrochen, mit 52,22 Sekunden. Wie geht das, wenn er oft gar nicht auf dem Sportplatz, sondern in Japan ist? Mit langer Leine, Zutrauen und Technik. »Ich bin kein Lehrer, der seine Schüler motivieren muss. Meine Athleten tun Dinge aus eigener Überzeugung.« Trainingspläne, für jeden individuell, spricht er langfristig ab. »Ich schreibe nichts vor, gebe einen Rahmen vor. Ich lasse mich auch eines Besseren belehren.« Am Ende, sagt er, geht es nur darum, aus jedem das Beste herauszuholen. Dank Smartphonekamera, Tablet und spezieller Software schaltet sich Birger Voigt oft zum Training dazu und kann die Leistungen seiner Sportler fast in Echtzeit auswerten. Seine Athleten sind für ihn wie Familie. »Ich habe zu jedem ein vertrauensvolles Verhältnis, kenne viele seit der Grundschule.« Der Trainer Birger Voigt trainiert mit seinen Mehrkämpfern vom 1. LAV. www.lav-rostock.de Wissenswertes 9

RkJQdWJsaXNoZXIy NTI3Ng==