Für seine Frau und seine beiden Töchter würde Michael Streu alles tun. Nur wenn im Familienkalender ein Heimspiel steht, dann wissen alle: Das ist heilig, Papa ist im Stadion, feuert seine Mannschaft von der Osttribüne an. »So ein Spiel ist für mich wie Abtauchen aus dem Alltag, das brauche ich.« Als er sechs war, hat ihn seine Mutter zum ersten Mal ins Stadion mitgenommen. »Ich war so stolz, ein kleiner Teil dieser großen Sache zu sein.« Der Rostocker schlug selbst eine Sportlerkarriere ein, wurde erfolgreicher Schwimmer. »Viele enge Freunde auf der Sportschule waren Fußballer. Deren Leidenschaft und Herzblut gaben mir den Rest.« Seit mehr als 40 Jahren schlägt sein Herz für die Kogge. »Das ist Teil meiner Identität geworden, Teil meiner Herkunft.« Michael Streu arbeitet als Spezialist bei einem großen Versicherungskonzern, ist viel unterwegs. Wenn er im Zug oder Flugzeug seinen Laptop aufklappt, mit Hansa-Aufkleber vorne drauf, wird er oft angesprochen. »Unser Verein bewegt die Menschen.« Was meistens zur Sprache kommt: die Rostocker Fanszene. »Die Art, wie Hansa mobilisiert, ist einzigartig. Aber dass einige durch Gewalt und Zerstörung das Bild des Vereins in der ÖffentEin Fan: Jemand, der mit Haut und Haar für etwas brennt. Wer weit und breit die leidenschaftlichsten Fans hat, ist wohl keine Frage: der F.C. Hansa Rostock. Michael Streu ist einer von ihnen. lichkeit prägen, ärgert mich.« Genau wie Menschen und Medien, die alle Fans in eine Schublade stecken. Er findet: »Hansa-Fans sind die besten, die sich ein Verein wünschen kann. Treu und leidenschaftlich.« Egal ob 3. Liga oder Bundesliga, Aufstieg oder Abstieg: »Unsere Liebe bleibt gleich.« Mitten im Spiel zu gehen, wenn es nicht läuft, das ist keine Option. »Wir stehen hinter unserem Club und sind es gewohnt, mit ihm zu leiden.« Im Stadion treffen sich alle: vom Hafenarbeiter bis zur Studentin, vom Ultra bis zum Banker. »Diese Momente, in denen sich alle vereinen, ob aus Freude oder Enttäuschung, sind einmalig.« Spiele gegen Bayern? »Viel zu brav, das ist nicht meins. Im Ostseestadion riecht es nach Bier und Bratwurst, es wird gegrölt, geschimpft und gefeiert. Die Stimmung ist rau, manchmal ruppig.« Er findet: genau wie Rostock und die Menschen hier. »Ein Verein passt immer zu seiner Stadt.« Sein größter Wunsch? Klar, der Wiederaufstieg in die 2. Liga. »Aber noch wichtiger ist mir, dass die Liebe zum Verein in die richtige Richtung geht und dass wir unseren Nachwuchs begleiten, stolz und mit Rückgrat.« Leiden und Liebe FOTO: MATHIAS RÖVENSTAHL Wohnen + Leben 4
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