Fenchel, Kartoffeln, Basilikum, Samentütchen, Schaufeln und Gießkannen - Hans Höcker ist vorbereitet. Zwölf Hochbeete will der Gartenprofi heute gemeinsam mit Mietern aus dem Hansaviertel bepflanzen. Die WIRO hat die rückenfreundlichen Beete im 5.000 Quadratmeter großen Innenhof zwischen Hans-Sachs-Allee, Platz der Freiheit, Bremer und Braunschweiger Straße aufgestellt und mit Erde befüllt. Um den Rest, Pflanzen, Pflegen, Ernten, sollen sich fortan die Mieter kümmern. »Eine super Idee«, findet Annika Eiswirth. Die Medizinstudentin wohnt in einer WG bei der WIRO. »Ich habe noch nie gegärtnert und freue mich, dass ich das jetzt ohne eigenen Garten ausprobieren kann!« Hans Höcker teilt Grüppchen ein, verteilt Pflanzpläne. Der Mecklenburger arbeitet für die »Ackercompany« aus Berlin, die Gartenexperten begleiten Nachbarschaften in ganz Deutschland Auf Holzstäbchen stehen die Namen von Gemüse und Kräutern – damit es später keine Verwechslungen gibt. FOTOS: MATHIAS RÖVENSTAHL, ADOBESTOCK.COM Nachbarn gärtnern: Adrian Fulbrecht, Tom Freydank, Frederike Menske und Annika Eiswirth (von links). beim urbanen Gemüseanbau. Für alle, die noch keinen grünen Daumen haben, erklärt Hans Höcker: »Loch graben, mit Wasser füllen, Pflänzchen einsetzen. Und immer genügend Abstand lassen, damit das Gemüse auch wachsen kann.« Kalle buddelt begeistert mit, der blonde Sohnemann von Steffi Lokenvitz hebt Löcher für den Zuckermais aus. »Die Hochbeete sind ein guter Balkon-Ersatz«, sagt die WIRO-Mieterin. Sie haben sogar einen Vorteil: »Beim gemeinsamen Gärtnern lernt man die Nachbarn kennen!« Was macht der Verband der Gartenfreunde? »Wir vertreten die Interessen von 150 Vereinen mit 15.000 Rostocker Kleingärtnern. Als Generalpächter der 650 Hektar, auf denen sich die Gärten verteilen, setzen wir uns dafür ein, dass die Flächen erhalten bleiben. Rostock ist eine Gartenstadt, wir haben mit einem Kleingarten auf siebeneinhalb Geschosswohnungen einen Spitzenwert.« Warum sind Kleingärten wichtig? »In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg waren Lebensmittel knapp. Die Rostocker haben sich in ihren Gärten teilweise selbst versorgt. Später rückte der Erholungsgedanke in den Vordergrund. Die meisten Anlagen sind in den 70ern und 80ern entstanden, damit die Familien neben ihrer Wohnung auch ein Stück Grün hatten.« Wo sehen Sie die Zukunft der Kleingärten? »Erfreulicherweise entdecken immer mehr junge Leute das Gärtnern, aber nicht jeder will eine ganze Parzelle pachten. Einige Anlagen haben Flächen, auf denen man sich ausprobieren kann. Auch neben unserer Geschäftsstelle legen wir einen Mitmachgarten an. Solche modernen Formen des urbanen Gärtnerns werden in Zukunft eine größere Rolle spielen.« Gärtnern für alle Der Verband der Gartenfreunde wird 100 und feiert. Drei Fragen an Günter Zschau vom Vorstand: 7 Wohnen + Leben
RkJQdWJsaXNoZXIy NTI3Ng==