Hilfe bei häuslicher Gewalt Im Notfall die Polizei unter 110 alarmieren Frauenhaus 0381 4544 06 Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen« 116 016 (rund um die Uhr) Rechtsmedizinische Ambulanz der Universitäts- medizin Rostock | dokumentiert Verletzungen gerichtsfest und kostenlos www.rechtsmedizin.med. uni-rostock.de Therapie und Beratung für Täter / Ansprechpartner: Lutz Potthoff 0160 6872 735 Interventionsstelle | Schutz und Hilfe bei häuslicher Gewalt 0381 4582 938 BeLa | langfristige Beratung und Begleitung 0176 4332 6923 Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, ist einiges ins Rollen gekommen. Auch wurde häusliche Gewalt während der Corona-Lockdowns ein großes Thema. Durch breite Aufklärung sind wir heute aufmerksamer und sensibilisierter als noch vor einigen Jahren.« Was kann ich als Nachbar tun, wenn ich vermute, dass etwas nicht stimmt? Wann soll ich die Polizei rufen? »Aufmerksame Nachbarn bekommen oft mit, wenn im Haus etwas passiert. Darum sind sie wichtig. Aber nicht überall, wo es laut ist, ist auch Gewalt. Wir wurden einmal gerufen, weil ein Kind gebrüllt hat – es wollte nur keine Haare waschen. Ich rate, auf das Bauchgefühl zu vertrauen. Wir spüren ganz gut, ob es sich um einen normalen Streit handelt oder ob Gefahr besteht und wir besser die Polizei verständigen. Wenn es nebenan immer wieder poltert und die Nachbarin vielleicht ein blaues Auge hat, kann ich sie auf der Treppe ansprechen und Hilfe anbieten. Nicht mit dem Holzhammer, das führt oft zur Abwehr, besser mit Fingerspitzengefühl. Man könnte sagen: ,Bei euch ist es in letzter Zeit öfter laut, wollen wir uns mal auf einen Kaffee treffen?‹ Das kann eine Brücke für ein Gespräch sein.« Was sind die guten Momente in ihrem Beruf? Wenn der Täter eine gerechte Strafe vom Gericht bekommen hat? »So gerechtfertigt Geld- oder Gefängnisstrafen für die Gewalttäter auch sind – am Ende treffen sie die ganze Familie. Das mag für viele unverständlich sein, aber nicht alle Frauen streben eine Trennung an. Sie wollen, dass die Gewalt aufhört. Dabei kann eine Therapie helfen, zu der das Gericht den Täter verurteilt. Andere erkennen selbst, aufgeschreckt durch den Polizeieinsatz, dass ihr Verhalten nicht hinnehmbar ist. Auch für sie gibt es Unterstützungsangebote.« jedem Fall, die Gewalt zu dokumentieren, vielleicht in einem Tagebuch. Das ist hilfreich bei der Rekonstruktion der Ereignisse, falls der Fall doch bei uns landet. Die Aufzeichnungen helfen auch beim Verarbeiten und Reflektieren der Situation.« Wer bringt häusliche Gewalt zur Anzeige? »Neben den Betroffenen sind es alle möglichen Menschen aus dem Umfeld. Kinder rufen die Polizei, weil Papa die Mama schlägt und sie große Angst haben. Oder Freunde und Verwandte, die etwas mitbekommen haben. Oft auch Nachbarn, die sich Sorgen machen.« Was können Sie über die Täter sagen? »Nach 20 Jahren bei der Polizei kann ich feststellen: Gewalt passiert überall, in allen gesellschaftlichen Schichten und Berufsgruppen. Ich erinnere mich an eine Arztfrau, die von ihrem Mann geschlagen wurde und sich nicht getraut hat, Anzeige zu erstatten. Sie war sicher, dass ihr sowieso niemand glaubt, denn in seinem Beruf als Mediziner war der Mann aufopferungsvoll und empathisch. Oft kommen die Täter selbst aus einem gewalttätigen Elternhaus. Sie haben das Verhalten gelernt und werden es vielleicht auch an ihre Kinder weitergeben. Wir als Gesellschaft müssen diesen Kreislauf durchbrechen. Mit dem Gewaltschutzgesetz aus dem Jahr 2002 und der Istanbul-Konvention, einem WIRO mittendrin 9
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