WIRO_aktuell_Juli_2025

Was für eine Legende! Die Engländer haben Robin Hood. Wir haben Klaus Störtebeker. Im Mittelalter hat der legendäre Piratenkapitän reiche Schiffe gekapert, seine Beute mit den Armen geteilt. Dachten wir zumindest. Dass es ganz anders war, wollen Rostocker Geschichtsstudenten um Professor Gregor Rohmann jetzt beweisen. Die jungen Historiker haben gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Rostock e.V. und dem Schifffahrtsmuseum eine Sonderausstellung über Piraterie im Ostseeraum vorbereitet. Ab 18. Juli ist sie im Kröpeliner Tor zu sehen. FOTO: MATHIAS RÖVENSTAHL Störtebeker in Rostock. Gab es Piraten in Mecklenburg und Pommern? 19. Juli bis 7. November im Kröpeliner Tor Eröffnung am 18.7. um 14 Uhr im Rahmen von »30 Jahre Geschichtswerkstatt Rostock e.V. – 20 Jahre im Kröpeliner Tor« Die Ausstellung im Kröpeliner Tor begleitet die große Ausstellung »Piraten!« auf dem Traditionsschiff. Die Schau über die Weltgeschichte der Piraterie haben die Rostocker vom Verkehrsmuseum Dresden übernommen. Professor Gregor Rohmann (re.), Julian Max Wahle und Ellena Ditscher, beide Studenten, neben einem lebensgroßen Aufsteller von Klaus Störtebeker, wie wir ihn kennen. historische Vorlage für die Legende war. Der Kaperfahrer wurde 1421 in Rostock eingebürgert, hat danach lange für die Hansestadt gekämpft und Schiffe geplündert. Zwei Semester lang haben die Geschichtsstudenten ihre Ausstellung vorbereitet. »Das Projekt war erfrischend praxisnah«, erzählt Lehramtsstudent Julian Max Wahle. Er weiß: Mit trockenen, historischen Abhandlungen lockt man nur wenige hinterm Ofen vor. »Die Ausstellung soll für die ganze Familie spannend sein.« Mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen hat er DEFA-Filmausschnitte organisiert, Exponate und Schallplatten der Ralswieker Festspiele beschafft, ein Puzzle und Ausstellungstafeln entworfen. Neben Störtebeker lernen die Ausstellungsbesucher auch andere Mecklenburger Piraten kennen. Gregor Rohmann, Professor am Historischen Institut, hat ein Faible für Piraten. »Ein spannendes Forschungsthema, denn die historischen Quellen zeichnen ein ganz anderes Bild als das, was wir im Kopf haben.« In Wahrheit waren Piraten so etwas wie heute Inkassounternehmen. »Kaufleute, Könige und Fürsten haben sie engagiert, um Konflikte zu lösen, beispielsweise Schulden einzutreiben. Sie haben im Auftrag feindliche Handelsschiffe bedroht, überfallen und gepfändet.« Warum glauben wir dann, dass Klaus Störtebeker und seine Piratenbrüder Gutes im Schilde geführt haben? »Die Störtebeker-Festspiele in Ralswiek haben dieses Bild entscheidend geprägt«, erklärt Gregor Rohmann. 1959 hat Kurt Barthel »Die Ballade von Klaus Störtebeker« auf die Bühne gebracht, den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt. »Man wollte einen sozialistischen Mythos, eine Art Robin Hood für den Ostseeraum erschaffen.« Ein Fünkchen Wahrheit ist dabei: Historiker vermuten, dass ein gewisser Hans Störtebeker die FOTOS: MATHIAS RÖVENSTAHL · ADOBESTOCK 4 Veranstaltungen + Termine

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