WIRO_aktuell_Juli_2025

Peter Riebe zieht ein altes Schwarz-Weiß-Foto aus seinem Notizbüchlein. Darauf zwei Tennisplätze mit winzigen Menschen, die Bälle übers Netz schlagen. Der 87-Jährige tippt auf das Bild und sagt augenzwinkernd: »Genau an dieser Stelle befinden wir uns gerade.« Nur 100 Jahre später und ungefähr 50 Meter höher. Er sitzt auf seiner Wohnzimmercouch in der zwölften Etage. Peter Riebe erinnert sich noch gut, wie es aussah, bevor der kolossale WIRO-Block und die mehrspurige Kreuzung gebaut wurden. »Ich bin in der Altstadt aufgewachsen und für uns Kinder war die Fläche zwischen Vögenteichplatz und Kanonsberg noch ein großer Abenteuerspielplatz.« Sein Nachbar Klaus Lauer, 80 Jahre alt, hat früher mit seiner Frau, den drei Kindern und seiner Schwiegermutter in der Helenenstraße gewohnt. Die gibt es heute nicht mehr. Aus ihrem Fenster konnten die Lauers Ende der 60er-Jahre zugucken, wie vis-a-vis der sozialistische Prestige-Plattenbau wuchs. Für sie besonders aufregend, denn das Hochhaus war ihr künftiges Zuhause. Im Herbst 1970 zogen sie um. Vier Zimmer, Heizung und Warmwasser, Fahrstuhl, Badewanne und Einbauküche in der Hausnummer 18. Für 124 DDR-Mark im Monat. Die Helenenstraße wurde gesprengt, dafür die vierspurige Straße gebaut. Peter Riebe, mit Frau und Sohn, hat seine 2-Raum-Wohnung vor 55 Jahren über einen Ringtausch ergattert. Oberste Etage, das Wohnzimmerfenster gen Westen, raus zum Lindenpark. Das war das i-Tüpfelchen. »Mit unserer selbst gebauten Zimmerantenne und Verstärker konnten wir 1A-Westfernsehen empfangen.« Klaus Lauer und seine Frau sind vor 28 Jahren, als die Kinder aus dem Haus waren, nochmal umgezogen, einen Aufgang weiter, in eine kleinere Wohnung. Seitdem leben sie Tür an Tür mit Peter Riebe. »Wir denken nicht ans Ausziehen«, sagen die Nachbarn. WeEin bewegtes Haus Am Vögenteich. Da kommt den meisten von uns sofort das kolossale WIRO-Hochhaus in den Sinn. Nur wenige Rostocker wissen noch, dass es hier bis vor 55 Jahren ganz anders aussah. Erstmieter Peter Riebe erinnert sich. Wohnen + Leben 6 Peter Riebe blättert im Fotoalbum.

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