WIRO_aktuell_November_2025

Dass Michael Röllig seinen Job mit Leidenschaft macht, sieht man sofort. Neben den gepflegten Hochbeeten stehen ein Insektenhotel Marke Eigenbau und ein buntes Vogelhäuschen. Die Ligusterhecke hat die Form eines Segelbootes, das über exakt getrimmte Ostseewellen gleitet. Nur ein paar Herbstblätter wehen übers Grundstück. »Denen ist aktuell nicht Herr zu werden«, sagt der 64-Jährige schulterzuckend. Jetzt sind überhaupt erstmal die Goldfische dran, sie müssen gefüttert werden. Im Heizungskeller haben die schillernden Fische ein großes Aquarium als Winterquartier. Von April bis Oktober schwimmen sie im Wasserlauf vor dem Wohnblock – eine ehemalige Blumenrabatte, die Röllig umgebaut hat. Micha Röllig lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Nicht von aufgeregten Mietern, nicht von frechen Jugendlichen oder andauernden Schneefällen. Der gebürtige Bützower hat ja alles schon mal erlebt. Seit 1982, da war er 21, arbeitet der gelernte Heizungsmonteur beim kommunalen Vermieter, erst GWG, seit 1992 WIRO. Zu DDR-Zeiten ist er noch mit dem Bus und Werkzeugtasche unterm Arm zu seinen Aufträgen gefahren. Er hat nach der Wende eine Menge dazugelernt, moderne Heizungen und Duschen eingebaut. »Das schwere Tragen ging nach 33 Jahren nicht mehr.« Weil er sich in Lütten Klein gut auskannte, war er 2015 froh über den Hausmeisterposten in der Helsinkier Straße 87 bis 89. Baujahr 1969, 3 Eingänge, 12 Etagen, 254 Wohnungen mit 1 bis 3 Zimmern. »Viele Ältere wohnen hier schon sehr lange.« Mit etlichen ist er per Du. Bei den jungen Mietern ist die Fluktuation höher, manche kennt er nur vom Sehen. »Sie sind bei der Arbeit, wenn ich Dienst habe.« Seine Aufgabe ist es, im und rund ums Haus für Ordnung zu sorgen. Er wischt, schippt Schnee, mäht und zupft. Aber er trägt auch den Einkauf nach oben, wenn ein Mieter nicht mehr so gut auf den Beinen ist. Schaut nach, wenn das Thermostat an der Heizung klemmt. Wenn ein Briefkasten überquillt, klingeln er – oder die beiden Frauen vom Hausempfang – an der Wohnungstür, fragen bei Verwandten nach. »Es kann ja was passiert sein.« Er hilft, wenn er kann. Und die Mieter danken es ihm. Als die Goldfische vorm Haus geklaut wurden, hat ein Mieter sofort Ersatz gestiftet. Er wird sein Haus vermissen, sagt der vierfache Großvater. Aber langweilig wird es im Ruhestand nicht. »Auf meinem Grundstück ist viel liegengeblieben«, und lachend schiebt er hinterher: »Das braucht dringend einen Hausmeister!« Es gibt Menschen, die machen Dienst nach Vorschrift. Und es gibt solche wie Michael Röllig. Der Hausmeister geht Ende des Jahres nach 43 Jahren bei der WIRO in Rente. Er wird fehlen: den Goldfischen, der Liguster- Hecke – und vor allem den Mietern in der Helsinkier Straße. Danke! Jens Ritt wird sich künftig um die Helsinkier Straße 87 bis 89 kümmern. Der WIRO-Hausmeister wechselt im Dezember von Reutershagen nach Lütten Klein. FOTOS: MATHIAS RÖVENSTAHL Micha Röllig und seine Kolleginnen vom Hausempfang: Simone Hackbusch (li.) und Katrin Burmeister Willkommen: 6 Wohnen + Leben

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